- Dates25 January 2001 - 3 March 2001
- Artists
Seit ein paar Tagen ist in der Galerie Nicolas Krupp in Basel die Ausstellung "forty acres and a mule" von Peter Friedl zu sehen.
Der Künstler greift ein Thema aus der US-amerikanischen Geschichte und Politik auf, welches aus verschiedenen Gründen brisant ist. "Forty acres and a mule" ist das seit 1863 uneingelöste Versprechen an die befreiten Schwarzen, die mit einem Stück Land und einem Maultier eine neue Existenz hätten aufbauen sollen. Die vom amerikanischen Kongress bewilligte "Freedman´s Bureau Bill" sah vor, dass die schwarzen Siedler Pächter werden sollten. Einige Inseln und ein Reisanbaugebiet an der Küste South Carolinas wurden ihnen in Aussicht gestellt, aber sie bekamen Land und Maultier nie. Im Zusammenhang mit der Vergangenheitsaufarbeitung und den damit verbundenen Klagen auf Schadenersatz und Wiedergutmachung wird die Aktualität des Themas sichtbar ("40 Acres and a Mule" heisst z.B. auch Spike Lees Produktionsfirma).
Peter Friedl hat die "forty acres" massstabsgetreu auf eine schwarze PVC-Fläche von 400 x 330 cm reduziert, die er in den ersten Galerieraum legt. Während der Ausstellungseröffnung befand sich in demselben Raum ein Maultier, von dem nur noch ein paar Hufspuren auf dem PVC-Boden zu sehen sind. Dafür hängt jetzt, in leicht verklärter Konzeptmelancholie, ein S/W-Foto des Tiers (aufgenommen im Galerieraum) an einer Wand.
Im zweiten Raum gibt es dokumentarische Fotos, die verschiedene Zusammenhänge und Zeitebenen weiterführen: Georg W. Bush als Kind auf seinem texanischen Pferd; Foxy Brown alias Pam Grier als Power-Frau; ein Maultier im Himalaya, dem von europäischen Alpinisten Whiskey eingeflösst wird; "Kids Voting" - ein Schulversuch aus Vermont, wo Kinder Demokratie üben sollen; eine Notiz von Walter Benjamin über das Wahlverhalten in Deutschland.
Die Ausstellung setzt den Wissensdiskurs zu fragmentarisch inszenierten Bildern in Beziehung, die damit ihre eigenen, mehrschichtigen Geschichten erzählen. Sie führt vor, wie (kritische) Geschichte jenseits ihrer Verfügbarkeit Bilder in Bewegung setzt und neu sehen lässt.
Zur Ausstellung erscheint eine Foto-Edition.