- Dates2 March 2007 - 28 April 2007
- Artists
Kruppense, oder nicht?
Eisenkeile zeigte Thomas Baumann das erste Mal 1991 in einer Gruppenausstellung kuratiert von Robert Fleck. Heuer sind bei Nicolas Krupp neben weiterentwickelten Keilbildern, Direktdrucke von bearbeiteten Fotos auf Aluminium, eine Skulptur (Schlinge) und eine überraschende Werkgruppe mit dem vielschichtig lesbaren Titel Kruppense ? zu sehen.
Der Moment eines festgehaltenen Zustands zeigt sich dabei in allen Werken. Die Eisenkeile scheinen in eine Leinwand geschossen worden zu sein. Dem Anschein nach müsste die Wucht, die dazu notwendig ist, von einer Maschine her stammen. Begonnen hat Baumann damit, Keile unter andere Skulpturen zu stecken, Terrain auszugleichen oder zu spalten. Ins Bild übersetzt wird nun das Werk und die Verletzung desselben hinterfragt.
Seilarbeiten, bei denen ein schwarzes und ein weißes Seil vernäht in einen Kreislauf übertragen werden, sind schon in mehreren Ausstellungen zu sehen gewesen. Bis jetzt waren es meistens Wandzeichnungen, die das Auge aufforderten, der im Kreis laufenden Bewegung des am Anfang weißen oder am Ende schwarzen Seils zu folgen. Für die Educational Alliance in New York, einem über 100 jährigen jüdischen Kultur- und Vermittlungszentrum, wurde zum ersten Mal eine Seilarbeit realisiert. Die Vorgabe - ohne herkömmlichen Transport - an diesem für Einwanderer wichtigen Ort eine Arbeit zu zeigen, führte zu der Verwendung von Materialien, die dem Bootsbau entstammen. Das schwarze und das weiße Seil verweisen auf konträre Pole: Rassentrennung und deren Verbindung. Schlinge (Feuerstelle) ist die erste dreidimensionale Form dieser Seilschaften.
Die Gruppe der 1er, 2er, 9er und 16er verwenden ebenfalls vernähte Seile, um abstrakte Bilder zu erzeugen, die ihrerseits wieder anschließen an die konzeptuelle Malerei von Baumann, bei der eine vom Künstler entwickelte Malmaschine als “Pinsel“ dient. In diesem Fall sind es mit Hilfe einer Maschine erstellte Zeichnungen. Aus der Ferne erscheinen sie als solche, in der Nähe betrachtet bergen sie einen sublimen Realismus: den des Seiles und einer Umlenkrolle.
Die größte und neueste Arbeit sind fallende Kleidungsstücke, die kurz bevor sie endgültig am Boden landen, in einem unbewegten Zustand verharren. So lapidar die Anordnung scheint, so aufwendig wurde ein Skelett eingearbeitet, die Faltenwürfe vernäht und befestigt. Die Gruppe sollte einen Familiennamen erhalten, wie zB Medici oder Krupp. Weiter war von Beginn an klar, dass auch Gruppensex ein geeigneter Titel wäre. So kam ich zu Kruppense ?. Da konnte ich beide Ideenstränge einweben und sie noch um eine dritte Komponente, die Verbalisierung kruppense oder kruppen se nicht ? erweitern.