Liesl Raff: Liaison
Mit „Liaison“, ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in Österreich, verwandelt die Bildhauerin Liesl Raff den Ausstellungsort in einen transitorischen Erfahrungsraum von unterschiedlichen Atmosphären. Seit Jahren experimentiert die Künstlerin mit industriellen und natürlichen Materialien und transformiert sie zu Objekten mit emotionalem Eigenleben. Latex als besonders wandlungsfähiges und taktiles Material gehört dabei zu ihren bevorzugten Werkstoffen. Über diverse Trägerstrukturen legt Raff es wie eine zweite Haut. In Verbindung mit Bambusrohren, Stahlstangen und Seilen entstehen animistisch anmutende Skulpuren. Nischen, Unterschlüpfe und Schutzzonen evozieren das Gefühl von Rückzug und Geborgenheit.
Raff verwendet Latex einerseits als Malmaterial. Pur oder mit farbigen Pigmenten versetzt trägt sie es mit dem Pinsel dünn auf Wände oder Fensterscheiben auf. Oberflächen entfalten dadurch eine opaleszente Wirkung, lassen das Dahinter oder Davor diffus durchschimmern. Andererseits verarbeitet sie das Material plastisch, gießt die Flüssigkeit großflächig auf den Boden und zieht nach dem Trocknungsprozess Gummibahnen ab, in die Spuren und Unebenheiten des Untergrunds dauerhaft eingeschrieben sind. Die transluzenten Häute verarbeitet sie in Falten gelegt zu massivvoluminösen Vorhängen oder auf Stahlstangen montiert zu an Transparente oder Schutzschilder erinnernde Objekte. Oft gießt die Künstlerin in einem konzentrierten und zeitaufwendigen Prozess tausende farbige Latexschnüre, die ineinander verwoben und verknüpft werden. In Verbindung mit Latex und Seilen entstehen animistisch anmutende Tentakel, die über Bambusrohre geschlungen oder an Stahlstangen gehängt eine besonders lebendige Körperhaftigkeit entfalten.
Einen weiteren Bereich der Ausstellung hat die Künstlerin in ein zwischen Varietétheater und Undergroundlokal oszillierendes installatives Setting verwandelt: Im Club Liaison mit Bühne und Bar, dominieren üppig drapierte Latexbahnen, überdimensionale Gläser sowie gedimmtes Licht. Gemeinsam mit Nora Rekade und Bartholomaeus Wächter konzipierte Arbeiten sowie „stools" von Eva Seiler sind Teil der Installation. An acht Abenden während der Wiener Festwochen „finden das Verruchte und Subversive, das Melancholische und Absurde“ mit Performances, Livekonzerten und Tanz „einen sicheren Ort“.
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