Gallery exhibition - 2023
Maria Magdalena Z'Graggen
RAW
  • Dates
    25 August 2023 - 21 October 2023
  • Opening reception
    Thursday, 24 August 2023, 5:00 pm - 8:00 pm
  • Artists
Press Release

«RAW» lässt sich ins Deutsche mit «roh» übersetzen. Der Titel, den Maria Magdalena Z´Graggen ihrer aktuellen Ausstellung verpasst hat, ist mit verschiedenen Lesarten und Assoziationen konnotiert. Im Webster‘s Dictionary finden sich ein gutes Dutzend Bedeutungen aufgelistet, unter anderem «being in or nearly in the natural state: not processed or purified», «not diluted or blended» oder «not being in polished, finished, or processed form». Sowohl die Gemachtheit wie auch das Zeigen und Betrachten schwingen also im bündigen Ausstellungstitel mit, genauso wie die Frage nach dem Material. Die Künstlerin selbst spricht über «Direktheit, Klarheit und das Ungemischte».

Z´Graggens Bilder entstehen in einem komplexen und langwierigen, sich über mehrere Monate erstreckenden Arbeitsprozess. Für die Untermalung ihrer Bilder benutzt Z´Graggen ausschliesslich eine selbstproduzierte Mischung aus Öl und Pigmenten. In mehreren Lagen wird sie mit dem Pinsel auf die stark gespannte, zuvor mit traditionellem Gesso auf Hasenleim-Basis präparierte Leinwand aufgetragen. Anschliessend folgt eine Malschicht aus unverdünnter Farbe. In einem letzten Schritt wird die oberste, dritte Farbschicht aufgebracht. Dabei gibt die Künstlerin verschiedene Ölfarben aus der Tube auf einen langen Spachtel, den sie anschliessend langsam über die noch feuchte Fläche zieht. So formt sie Kreise, Ovale oder unterschiedlich breite Streifen. Neben den Leinwänden werden in der Ausstellung auch vier neue Kleinformate in Öl auf Papier gezeigt, die gleichberechtigter Teil der «RAW»-Werkserie sind. Diese Bilder wirken verspielter und entstehen oft parallel zur Arbeit an den größeren Formaten. Sie werden von der Künstlerin als «Nebenfluss» und dennoch wichtiger Teil ihrer «painting practice» beschrieben.

Wie die Glieder einer Kette verweist jedes Bild auf ein anderes und auf die Gesamtheit der Bilder zugleich. Z´Graggen legt ihre Bilder in Gruppen an. Farbe nutze sie «wie eine Sprache oder wie einen Informationsträger» sagt Z´Graggen. «Die Wahl der Farbe ist in meiner Malerei zentral. Sie setzt den Ton und macht in der Gesamtheit die Musik.» Farbe als Stoff besitzt eine Medialität, mit der sich Wissen, Vorstellungen und Erfahrungen speichern und übertragen lassen. Es geht dabei nicht um Gegenständlichkeit und auch nicht um die Traditionslinie historischer Abstraktionsbegriffe. Letztere sind ohnehin präsent. «Ungegenständlichkeit» ist der von Z´Graggen bevorzugte Begriff, wenn sie über ihre Bilder spricht. Das Wort klingt sachlich. Diese Sachlichkeit findet sich auch in ihren Bildtiteln wieder, die in ihrer Zusammengesetztheit einen indexikalischen Charakter haben. Die Konzentration auf das Malen und die damit verbundenen Prozesse und Entscheidungen stehen im Zentrum dieser Praxis, deren Ziel der Dialog ist. «Für mich geht es bei der Malerei um Kommunikation, darum, eine Form zu finden, um miteinander zu kommunizieren.“

John Baldessari, der kalifornische Konzeptkünstler, erklärte seine Kunst-Philosophie einmal so: «Es geht darum, sich selbst zu schikanieren – nicht darum ein angenehmes Leben zu führen. Letztendlich bleiben nur Du und Deine Kunst.» Maria Magdalena Z´Graggen vergleicht die Entstehung ihrer Bilder entsprechend mit einer «Wildwasser-Fahrt mit dem Boot». Im Atelier findet also ein Abenteuer mit Unvorhersehbarkeiten statt, die es zu bewältigen gilt. «Die Natur, das Organische, stellt mir Fallen, die interessant sind.» Aus der Balance von Konzentration, Kontrolliertheit und Kontrollverlust entsteht eine Vielheit von Verweisen. So bildet sich ein ästhetisches System aus Formen, Farben und Erhabenheiten, das auch von den Bedingungen seiner Entstehung erzählt.

Kito Nedo, 2023

Read more
Press
Die Materialität der Farbe zum Leben erweckt

Basler Zeitung*

Die Galerie Nicolas Krupp zeigt neuste Malerei von Maria Magdalena Z’Graggen. Diese ist nicht einfach zu verstehen, denn sie ist in aussergewöhnlicher Weise abstrakt, wenngleich sie sich stark am Gegenstand orientiert. Doch dieser Gegenstand ist die materialisierte Farbe, also das Material, das man aus Tuben drückt oder Büchsen entnimmt und auf die Leinwand bringt. Dabei sind die Mischverhältnisse entscheidend, die Farben, die miteinander kombiniert werden und teils unter darüberliegenden Schichten verschwinden und solche, die obenauf zu liegen kommen, wobei allesamt Teile eines visuellen Erlebnisses sind.

Meist sind es Linien, manchmal Wolkenformen, aus denen die Farben ausbrechen, so wie wenn glühende Lava aus hartem Gestein quillt. Materialien und Komposition vereinigen sich zu einem tiefgründigen Konzentrat unter dem Primat der Farbe. Damit loten Maria Magdalena Z’Graggens Bilder Grenzen aus und man ist versucht sie als Topografie der Malerei zu bezeichnen. Während die Bildgründe meist plan und ereignislos sind, treten die vermischten Materialien wie Bergketten und Gebirge hervor und bilden visuelle Ereignisse. (sba)

*read original Basler Zeitung article, 12 September 2023

Read more